Wie werde ich MaskenbildnerIn ?
Seit Herbst 2018 gibt es auch in Österreich die MaskenbildnerInnen-Lehre. Sie kann klassisch in 3 Jahren absolviert werden oder als Lehre im 2. Bildungsweg (1,5 Jahre) wenn bereits Erfahrung im Bereich Maskenbild vorhanden ist.
Detailliertere Infos gibt es unter Maskenbild Ausbildung.
Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen ?
Als MaskenbildnerIn arbeitet man sehr nah am Menschen, darum sind Einfühlungsvermögen, Geduld, Ausdauer, Belastbarkeit, sowie Flexibilität von Vorteil.
In der Vorbereitungszeit sind dramaturgisches Denken, künstlerische und schöpferische Fantasie, Kenntnisse der Kunst- und Kulturgeschichte (historische Make-up- und Frisurengestaltung), aber auch kaufmännische Grundkenntnisse für die Budgetverwaltung wichtig.
Um den Dreh erfolgreich planen zu können bedarf es der Fähigkeit ein funktionierendes Team zusammenstellen und führen zu können, Abläufe richtig einschätzen zu können und den Überblick zu behalten was Anfertigungen und Materialbestellungen betrifft. Es ist essentiell die (optischen) Veränderungen der Figuren zu verinnerlichen, und mit entsprechender Dokumentation der unterschiedlichen Stadien, sowie Auszugslisten und chronologischen Übersichten jederzeit auf geänderte Drehpläne reagieren zu können.
Bei der Arbeit am Filmset hilft Stressresistenz, Improvisationsvermögen und Disziplin. Grundkenntnisse von verschiedenen Lichtsituationen, Lichtquellen und Beleuchtungsmöglichkeiten sind ebenfalls wertvoll.
Generell ist zu sagen, dass die Arbeit als Film-MaskenbildnerIn prekär, unstet und nicht planbar ist! Anstellungen sind immer projektbezogen und zeitlich befristet; sehr arbeitsintensive Phasen wechseln sich mit Phasen der Arbeitslosigkeit ab. Drehs an Originalschauplätzen machen mehrwöchige/mehrmonatige Abwesenheiten vom Wohnort erforderlich. Während des Drehs variieren die Arbeitszeiten täglich und Nachtarbeit findet häufig statt. Eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist de facto nicht – oder nur unter größten Anstrengungen und hohen Kosten – gegeben.
Um mehr Einblick in die Lebensrealität von Filmschaffenden in Österreich zu bekommen lohnt ein Blick in die Studie zur sozialen Lage der Filmschaffenden.
Wie werde ich film*makeup – Mitglied ?
Da wir die Interessensvertretung von filmschaffenden MaskenbildnerInnen sind musst du bereits in diesem Berufsfeld tätig sein um Mitglied werden zu können. Voraussetzungen sind eine abgeschlossene MaskenbildnerInnen-Ausbildung, sowie die Mitarbeit bei 2 abendfüllenden Filmen (Kino oder TV) als AssistenIn oder MaskenbildnerIn im Team.
Alle Infos zur Mitgliedschaft findest du hier.
Was sind die Aufgaben von Film-MaskenbildnerInnen ?
Die Aufgaben sind mit jedem Filmprojekt neu und anders – das macht den Job auch so spannend! Ganz allgemein kann man die Aufgaben in verschiedene Produktionsphasen einteilen:
Vorbereitung (Pre-Production)
- Lesen und Bearbeiten des Drehbuches (erste Auszüge!)
- Recherchieren von historischen und aktuellen Vorlagen (Haartrachten, Verletzungen, Unfällen und deren Folgen, Krankheits- und Genesungsverläufen)
- Aufzeigen der technischen, gestalterischen Möglichkeiten und Vorschläge zur Umsetzung des Regiekonzeptes
- Erstellen eines maskenbildnerischen Konzepts (Make-up, Frisuren, Farben,…) in Rücksprache mit der Regie und der Kostümabteilung
- Planung und Kalkulation nach vorliegender Besetzungsliste und Drehplan sowie Ermittlung des Arbeitsaufwandes (Maskenteam zusammen stellen!)
- Realisierbarkeit von maskenbildnerischen Konzepten im Gespräch mit den DarstellerInnen klären (evtl. Anfertigung von Abdrücken, Schablonen, etc.)
- Herstellung von Perücken, Bärten, Glatzen, Narben, Wunden, Zahnersatz, sowie Gesichtsplastiken, etc.
- Materialdisposition und Einkauf von Maskenmaterial
- Maskenproben, idealerweise in Verbindung mit Kostüm- und Kameraproben und im Beisein der Regie (Dokumentation!)
- Planung der Maskenzeiten (Darsteller „aufteilen“), Character-Sheets anlegen
- Maskenmobil beziehen – Arbeitsplätze einräumen
-
Dreh (Production)
- Umsetzung des maskenbildnerischen Konzepts an den Darstellern
- Betreuen der Darstellerinnen im Drehverlauf
- Einlegen und Frisieren von Eigenhaar, Aufsetzen von Perücken, Ankleben von Bärten, Aufkleben von Prosthetics, Schminken von Wunden und Narben, sowie Einsetzen von falschen Zähnen, etc.
- Setbetreuung der DarstellerInnen inkl. Umbauten auf andere „looks“
- Physische Betreuung: Abschminken, Abnahme von Haarteilen und Prosthetics, Hautpflege
- Pflege, Reinigung und erneutes Auffrisieren von Haarteilen, Perücken, Bärten
- Wartung der Arbeitsmittel (Pinsel, Bürsten, Arbeitsgeräte,…)
-
Nachbereitung / Projektabwicklung (Post-Production)
- Maskenmobil räumen
- Reinigung und Rücklieferung von geliehenen Perücken, Haarteilen, Bärten, etc.
- Reinigen und Ordnen der Arbeitsgeräte
- Abwicklung der Produktion: letzte Zahlungen tätigen, Materialverbrauch ermitteln, Abrechnung mit der Produktionsfirma
Generell ist zu sagen, dass die Arbeit als Film-MaskenbildnerIn prekär, unstet und nicht planbar ist! Anstellungen sind immer projektbezogen und zeitlich befristet; sehr arbeitsintensive Phasen wechseln sich mit Phasen der Arbeitslosigkeit ab. Drehs an Originalschauplätzen machen mehrwöchige/mehrmonatige Abwesenheiten vom Wohnort erforderlich. Während des Drehs variieren die Arbeitszeiten täglich und Nachtarbeit findet häufig statt. Eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist de facto nicht – oder nur unter größten Anstrengungen und hohen Kosten – gegeben.
Um mehr Einblick in die Lebensrealität von Filmschaffenden in Österreich zu bekommen lohnt ein Blick in die Studie zur sozialen Lage der Filmschaffenden.
Wie viel verdiene ich als Film-MaskenbildnerIn ?
Film-MaskenbildnerInnen müssen von der jeweiligen Produktionsfirma angestellt werden. (Ausnahme: Sie fertigen für eine bestimmte Produktion zB. eine Perücke oder einen Bart an und arbeiten nicht am Set – in dem Fall können sie eine Rechnung stellen und müssen nicht angestellt werden. Versicherungs-Grenze von 6.010,92 Euro / Jahr beachten! – Stand 2023)
Wie viel Film-MaskenbildnerInnen verdienen ist Verhandlungssache und hängt auch davon ab, ob sie nur für 1 Tag oder über einen längeren Zeitraum engagiert werden. Die Sektion Film der Gewerkschaft YOUNION verhandelt jährlich den Kollektivvertrag für Filmschaffende – das heißt es gibt in Österreich eine Mindestgage die nicht unterschritten werden darf! Da Filmprojekte in Österreich so gut wie immer aus öffentlicher Hand finanziert werden, sind der Über-Kollektivvertrag-Bezahlung Grenzen gesetzt.
Du findest weitere Infos und Links zum aktuellen Kollektivvertrag hier.
Wie finde ich Jobs als Film-MaskenbildnerIn?
RegisseurInnen suchen sich ihre Head of Departments selbst aus oder bekommen Vorschläge von der jeweiligen Produktionsfirma. Die Head of Departments wiederum stellen sich ihre Teams eigenständig zusammen. Anders als bei Theaterbetrieben werden Film-MaskenbildnerInnen-Stellen nicht ausgeschrieben, man hat also auch keine Möglichkeit sich im klassischen Sinn dafür zu bewerben.
Um erste Erfahrungen als Film-MaskenbildnerIn zu sammeln bieten sich Kurzfilme an. StudentInnen verschiedener FHs und Unis produzieren jedes Semester Kurzfilme und sind oft auf der Suche nach angehenden MaskenbildnerInnen. Hier ein paar Links:
Filmakademie Wien
die Graphische (Wien)
FH St. Pölten
FH Salzburg
Obwohl die StudentInnen zumeist keine Gage zahlen können ist es üblich zumindest Materialgeld zu erhalten.
Der nächste Schritt ist ein Praktikum und danach eine Maskenassistenz bei einer etablierten Film-Maskenbildnerin / einem etablierten Film-Maskenbildner. Dabei sieht man die Abläufe eines großen, professionellen Drehs und lernt dabei auch andere MaskenbildnerInnen kennen.
BITTE BEACHTE: Leider können wir als Verein Filmmakeup nur indirekt bei der Vermittlung von Praktika helfen; unser Engagement erfolgt ehrenamtlich neben unseren Film-Jobs und wir konzentrieren uns ganz auf die Anliegen von bereits etablierten Film-MaskenbildnerInnen. Auf unserer Mitglieder-Seite sind die Kontaktinformationen der KollegInnen leicht zu finden und wir können allen Interessierten nur raten die Film-MaskenbildnerInnen direkt anzuschreiben!
PraktikantInnen dürfen den MaskenbildnerInnen auf die Finger schauen, AssistentInnen dürfen nach Anleitung auch ein bisschen zuarbeiten. Eigenständiges, maskenbildnerisches Arbeiten ist jedenfalls nicht Teil der Tätigkeit. Je nach Art der Anstellung kann es sein, dass PraktikantInnen überhaupt nicht ans Set dürfen (das ist eine Frage der Versicherung), sondern im Maskenmobil / im Maskenraum an der Base bleiben müssen.
Die meisten Film-MaskenbildnerInnen arbeiten nach der Zeit als AssistenIn zunächst als Zusatzmaske für die Komparserie. Diese Tätigkeit fällt oft tageweise an und auch dabei lernt man immer neue KollegInnen kennen.
Mit etwas mehr Erfahrung kann man als MaskenbildnerIn im Team arbeiten. Es ist ein klassisches Sich-Hocharbeiten durch die verschiedenen Positionen bis man irgendwann Head of Department (Chef-MaskenbildnerIn) ist – wenn man das anstrebt.